Etappe 19: Große Füße

Große Füße, riesige Füße oder gigantische Füße? Liegt die Größe im Auge des Betrachters? Oder waren die Fußspuren entlang der heutigen Rennstrecke vielleicht etwas übertrieben?

Die heutige Etappe schlängelt sich durch den Jura – den Namen einer Bergkette. Er ist auch der Namensgeber der Jurazeit, unter dem wir den mittleren Teil des „Zeitalters der Dinosaurier“ kennen. Das Juragebirge ist nicht der berühmteste Fundort von Dinosaurierskeletten aus der Jurazeit, aber es wurden spektakuläre Dinosaurier-Fußabdrücke gefunden – sowohl auf der französischen als auch auf der Schweizer Seite.

große Füße
Zeichnung: A. Bénéteau; Foto: Dinojura (über C/Net)

Dino-ABC

Die langhalsigen Dinosaurier vom Ende des Jura (vor etwa 150 Millionen Jahren) kennen wir vor allem von den gut erhaltenen Skeletten aus den Vereinigten Staaten, Portugal und Tansania. Es sind die Langhalssaurier mit den Namen, die jeder kennt. Apatosaurus, Brontosaurus, Camarasaurus, Diplodocus……..Es wird fast zu einem Alphabet der Langhalsdinosaurier. Viele dieser langhalsigen Dinosaurier wurden ziemlich groß. Einige wurden geradezu gigantisch.

Ein großer, langhalsiger Dinosaurier hat gerade fünfhundert Kilo Grünfutter pro Tag gefressen. Eine Herde dieser Tiere würde einen anständig großen Stadtpark an einem Tag leer räumen. Bei den langen Hälsen würde man wahrscheinlich an eine Art „Giraffenlösung“ denken? Dass die schmackhaftesten Blätter an der Spitze des Baumes waren, wie wir es in der kultigen Jurassic Park-Szene sehen.

Brachiosaurus altithorax außerhalb des Field Museum in Chicago

Es gibt jedoch noch etwas, das diese Hälse sehr praktisch macht. Man kann ein ganzes Gebiet kahl grasen, ohne einen Schritt zu tun, weil man genauso gut zehn Meter nach links und zehn Meter nach rechts knabbern kann. Alles in allem waren diese riesigen Pflanzenfresser der unbestrittene Erfolg des späten Juras. Aber woher wissen wir, ob sie tatsächlich in Herden lebten? Dank der Funde von Pfotenabdrücken, auch in den USA und Portugal, haben wir ein gutes Bild vom Herdenverhalten dieser Tiere.

Sehr große Füße?

Eine Herde von Dinosauriern mit zwanzig Meter langen Hälsen ist schon beeindruckend. Eine Herde von Dinosauriern mit dreißig Meter langen Hälsen ist sogar noch aufregender. Und wer den Presseberichten vor einigen Jahren Glauben schenkte, hatte vielleicht noch größere Langhalsdinosaurier vor Augen. Doch die Geschichte des größten jurassischen Dinos aus dem französischen Jura ist vielleicht ein wenig übertrieben.

Meine Schuhgröße ist EU42, also etwa 30 Zentimeter lang. Bei Fußabdrücken von drei Metern (drei METERN!) Länge, wie in einigen Zeitungsartikeln zu lesen war, hätte der Schöpfer der versteinerten Fußabdrücke in Plagne (bei Lyon) also Schuhgröße 420 gehabt. Das scheint sehr groß zu sein…

Große Füße
Foto von P. Dumas (über CNRS)

Der langhalsige Dinosaurier, der dort vor 150 Millionen Jahren vorbeikam, hatte Hinterfußsohlen von etwa einem Meter Länge von der Zehe bis zur Ferse. Doch im saftigen Kalkschlamm schoben die gigantischen Beine buchstäblich Schlammwände beiseite. Durch die zur Seite geschobenen Lehmwände wirkten die Schlaglöcher mit Rand und allem drum und dran etwas größer. Und nach dem Austrocknen blieben die Schlaglöcher und Mauern als viel zu große Fußabdrücke erhalten.

Gigantische Füße

In einigen Schichten wird das Bild noch spektakulärer. Hier finden wir die wahren Angeber, die wahren Übertreibungsfossilien. Durch das enorme Gewicht der riesigen Dinosaurier wurde der Schlamm auch eine Schicht tiefer zur Seite geschoben – viel weiter als die Schlammränder an der Oberfläche. Diese so genannten „Unterspuren“ sind ebenfalls als Fossil erhalten geblieben. Sie waren also noch größer als die ohnehin schon recht großen Sohlen des Herstellers. Nimmt man noch die Fußabdrücke der Vorderpfoten hinzu (die kurz vor den Hinterpfoten einen Fußabdruck hinterlassen haben), kommt man auf ein drei Meter langes Loch.

In der von den Forschern herausgegebenen Pressemitteilung heißt es sehr treffend, dass die größten in Plagne entdeckten Spuren mehr als einen Meter lang waren. Sie sagten auch deutlich, dass die Schlammhügel etwa drei Meter breit sind. In den Medien wurde dies jedoch schnell aufgegriffen, als ob sie tatsächlich drei Meter große Fußabdrücke hinterlassen hätten.

Vielleicht ein wenig in der Übersetzung verloren? Aber auch Schuhgröße 140 ist durchaus akzeptabel.

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